In der Serie „Verortungen“ untersuche ich die Verbindung zwischen Erinnerung, Mensch und Raum. Alte Seekarten, einst geschaffen, um Orientierung in der äußeren Welt zu geben, werden zum Träger innerer Landschaften. Auf ihnen entstehen figürliche Zeichnungen, die Körper, Emotion und Erinnerung in das kartografische Gefüge einschreiben.
Die Linien der Karten – Küsten, Tiefen, Koordinaten – überlagern sich mit den Linien des Körpers, den Spuren der Haut, den Verästelungen von Adern, Pflanzen oder Narben. So wird der Mensch selbst zur Landschaft, sein Inneres zur topografischen Struktur. In diesem Spannungsfeld von Innen und Außen, von Realität und Symbol entsteht ein poetisches Bild der Verortung – und des Verlorenseins zugleich.
Die Arbeiten erzählen von der Suche nach Orientierung in einer Welt, deren Karten sich ständig verändern. Jede Figur trägt ihre eigene Karte in sich, ihre Erinnerungen und Wege, ihre Verletzungen und Entdeckungen. Durch das Einweben dieser Körper in gebrauchte Seekarten entsteht ein Resonanzraum zwischen Vergangenheit und Gegenwart, persönlicher Erfahrung und kollektiver Geschichte.
In der Serie „Verwebte Erinnerungen“ verknüpfe ich Malerei, Collage und textile Techniken zu vielschichtigen Porträts, die Spuren menschlicher Präsenz und Erinnerung sichtbar machen. Die dargestellten Personen sind in Stoffe, Muster und Strukturen eingebettet – Materialien, die selbst eine Geschichte tragen. Gebrauchte Textilien, Fundstücke oder gealterte Oberflächen werden zu Trägern kollektiver und individueller Erinnerungen.
Jede Figur tritt in einen Dialog mit der materiellen Umgebung: Kleidung, Haut, Raum und Hintergrund verweben sich zu einer textilen Erzählung über Identität, Vergänglichkeit und Zugehörigkeit. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Körper und Stoff, Gegenwart und Vergangenheit, Malerei und Handwerk.
Die Porträts laden dazu ein, innezuhalten und die feinen Übergänge zwischen Oberfläche und Tiefe, zwischen Erinnerung und Gegenwart zu erspüren. Das Textile verleiht ihnen eine besondere Nähe und Wärme, während die malerische Darstellung Intimität und Persönlichkeit betont. Zugleich bleibt stets eine Distanz spürbar – eine leise Erinnerung daran, dass jedes Bild, jedes Material und jeder Mensch Teil eines größeren Geflechts von Zeit und Erfahrung ist.
In der Serie „Roter Faden“ verweben sich wissenschaftliche Diagramme, historische Papiere und feine Zeichnungen zu poetischen Reflexionen über das Verhältnis von Körper, Technik und Natur. Die Blätter wirken wie Fundstücke aus einem imaginären Archiv — fragile Zeugnisse eines Denkens, das versucht, das Lebendige zu vermessen, zu verstehen und zu bewahren.
Feine Linien, alte Druckgrafiken und chirurgisch präzise Details treffen auf zarte, emotionale Gesten: rote Fäden, die wie Lebensadern oder Nähte wirken, verbinden Körperteile, Worte und Zeichen. Diese roten Spuren stehen sinnbildlich für den Versuch, das Fragmentarische zusammenzuhalten — das Zerrissene von Erinnerung, Körper und Welt zu heilen.
Vögel, menschliche Organe, technische Schnittzeichnungen und handschriftliche Verweise bilden ein sensibles Spannungsfeld zwischen Rationalität und Verletzlichkeit. Der Mensch erscheint als ein durchlässiges Wesen, das mit der Natur und der Geschichte verbunden bleibt – auch dort, wo die Mechanik des Wissens und die Präzision des Systems ihn zu objektivieren versuchen.
In der Serie „Echo der Gegenwart“ rücke ich den Menschen als Träger und Erzeuger von Spuren in den Mittelpunkt. Die Figuren bewegen sich in Räumen, die zugleich vertraut und entrückt erscheinen – Zwischenräume, in denen Realität, Erinnerung und Imagination miteinander verschmelzen.
Diese Malereien und Collagen erzählen von Momenten des Innehaltens, des Suchens, des inneren Dialogs. Vertraute Gegenstände, fragmentierte Architektur oder symbolhafte Tiere öffnen erzählerische Ebenen, die über das Sichtbare hinausweisen. Die Figuren – Kinder, Jugendliche, Erwachsene – scheinen mit ihrer Umgebung verwoben, von ihr geprägt und zugleich in sie eingeschrieben. Jede Geste, jeder Blick trägt die Andeutung einer Erinnerung, einer Erfahrung oder eines Übergangs zwischen Zeiten und Zuständen.
Farbige Flächen, geometrische Strukturen oder bewusst gesetzte Leerräume brechen die narrative Ebene auf. Sie verweisen auf die Konstruiertheit von Erinnerung und die Fragmente, aus denen Identität sich zusammensetzt. Malerei und Collage wird hier zum Ort des Erinnerns – ein Raum, in dem sich Vergänglichkeit und Gegenwart begegnen.
In der Serie „Das innere Archiv“ setze ich mich mit den Mechanismen von Erinnerung, Identität und Vergänglichkeit auseinander. Ausgangspunkt sind gefundene Materialien – alte Fotografien, Buchseiten, anatomische Illustrationen, Stoffreste und Puppenfragmente – die bereits ihre eigene Geschichte tragen. Durch das Collagieren, Übermalen und Kombinieren dieser Fundstücke entstehen vielschichtige Porträts einer Erinnerung, die nie ganz vollständig ist.
Die dargestellten Figuren – oft Kinder oder puppenähnliche Wesen – bewegen sich im Grenzraum zwischen Belebtem und Objekt. Sie wirken vertraut und gleichzeitig irritierend fremd. Ihre Körper, aus Fragmenten zusammengesetzt, verweisen auf die Konstruktion von Identität: ein Patchwork aus Erfahrungen, Prägungen und Erinnerungen.
Das Spiel mit Materialität – Textil, Papier, Fotografie, Zeichnung – spiegelt die Fragilität des Erinnerns selbst. Wie eine alte Puppe, die Spuren des Gebrauchs trägt, bewahrt jedes Werk Risse, Nähte und Überlagerungen, die die Zeit sichtbar machen.
Die Werkserie „Gelebte Spuren“ entfaltet einen poetischen Dialog zwischen Mensch, Natur und Vergänglichkeit. Ausgangspunkt ist der Bildträger selbst: Mit der Ecoprint-Technik wird das Gewebe oder Papier durch natürliche Prozesse eingefärbt – Blätter und Pflanzen geben im Zusammenspiel von Hitze und Feuchtigkeit ihre Pigmente und Strukturen ab. So entstehen organische Abdrucke, die wie gelebte Spuren oder fossile Erinnerungen wirken.
In diesen naturgewachsenen Grund werden fein ausgearbeitete, realistische Zeichnungen und Malereien – Gesichter, Körperfragmente, Vögel und Landschaftselemente — integriert. Das Zusammenspiel von präziser Figuration und unkontrollierbarer Materialspur führt zu einer eindringlichen Spannung zwischen Kontrolle und Zufall, Leben und Verfall, Sichtbarkeit und Auflösung.
Die Gesichter und Tierdarstellungen scheinen aus der Oberfläche zu wachsen oder sich in sie zurückzuziehen – als wären sie Teil eines natürlichen Kreislaufs, in dem der Mensch nicht Schöpfer, sondern Mitwesen ist.
Die Serie „Fragmente“ verdichten sich Linien, Schichtungen und Farbflächen zu räumlichen Strukturen, die an architektonische Versatzstücke oder innere Landschaften erinnern.
Aus Bruchstücken des Sichtbaren entsteht eine neue Ordnung – ein Gefüge aus Spuren, das sowohl Zerfall als auch Aufbau in sich trägt. Fragmente von Raum und Material werden neu verhandelt, überlagert und miteinander verflochten.
Das kräftige Spiel von Linien – teils brüchig, teils bestimmend – scheint Grenzen zu markieren und zugleich aufzulösen. Transparente und deckende Farbschichten erzeugen Tiefe und Spannung, sodass das Auge zwischen Nähe und Distanz. Die Fragilität von Erinnerung und Wahrnehmung wird sichtbar gemacht.
„Fragmente“ ist eine Serie über das Zusammenfügen des Unvollständigen – über den Versuch, aus Teilen ein Ganzes zu bilden, das immer im Wandel bleibt.